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Und auch im Februar stand Mobilcom in den Schlagzeilen: Nachdem das Unternehmen Anfang des Monats sein 77Mark-Internet-Pauschalangebot wieder neu gestartet hatte, wollte eine Woche später der Verbraucherschutzverein e.V. Berlin bei einer der benutzten Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) einen Verstoß gegen das AGB-Gesetz entdeckt haben und drohte Mobilcom bei Weiterverwendung dieser AGB mit einer hohen Vertragsstrafe, woraufhin Mobilcom das Angebot auch tatsächlich aufgab. Die Argumentation des Verbraucherschutzvereins: Mobilcom könne nicht permanent eine freie Leitung für jeden seiner Internet-Nutzer garantieren.
Die meisten von uns können bei dieser kleinlichen Sichtweise wohl nur mit dem Kopf schütteln, denn welcher Provider oder Online-Dienst kann das schon? Keiner.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Verbraucherschutzverein in den letzten Wochen wüsten Beschimpfungen ausgesetzt war, jedoch nicht unbedingt zurecht: Für Mobilcom wäre es nämlich ein leichtes gewesen, seine Geschäftsbedingungen so zu ändern, dass sie dem Verbraucherschutz(verein) genügen. Deshalb ist davon auszugehen, dass dem Unternehmen die Klageandrohung gerade recht kam, um das Projekt ein für alle Mal einzustampfen.
Es ist kein Geheimnis: Mobilcom hat die durchschnittliche Verweildauer der Pauschaltarifs-Nutzer im Internet stark unterschätzt. Das kann keineswegs verwundern, machte es doch bei den Online-Kosten keinen Unterschied, ob man innerhalb des gültigen Zeitraums 10 Minuten oder 10 Stunden lang im Netz war. Und auf die meisten Nutzer traf wohl eher Letzteres zu...
Der Verbraucherschutzverein hat mit seiner Aktion genau das Gegenteil bewirkt, als er - das unterstellen wir ihm einfach mal - beabsichtigte: Der Verbraucher wurde nicht geschützt, sondern mehreren Tausend Konsumenten wurde geschadet, indem man Mobilcom einen mehr oder weniger guten Grund gab, den Pauschaltarif wieder abzuschaffen. Den bisherigen Nutzern entsteht dadurch zwar kein direkter finanzieller Schaden, da Mobilcom für Januar und Februar selbstverständlich auf die Bezahlung der Pauschale verzichtet - dadurch, dass für Viel-Surfer nun jedoch kein vergleichbares Angebot mehr existiert, werden ihnen bei Beibehaltung dieser Online-Gewohnheiten indirekt jedoch deutlich höhere Kosten entstehen.
Aber Schaden genommen haben nicht nur, vielleicht nicht einmal in erster Linie, die Verbraucher. Nein, als klarer Verlierer geht Mobilcom aus dem Rennen. Das Unternehmen hat verursucht, den Verbraucherschutzverein zum Sündenbock zu machen. Nicht zuletzt auf Grund einer sehr intensiven Berichterstattung der Presse scheint dieses Kalkül nicht aufzugehen, Mobilcoms Image, das bereits durch die vielen Pannen des Pauschaltarifs Schaden genommen hatte, ist schwer beschädigt.
Dass nun auch die Zeitschrift Tomorrow, Mobilcoms Partner bei der Einführung der Internet-Pauschale, rechtliche Schritte gegen das Unternehmen angekündigt hat, spricht für sich...
Mobilcoms Börsenkurs ist in der letzten Februarwoche übrigens um mehr als 17 Prozent gesunken.
Jetzt bemüht sich Mobilcom aber offenbar, wieder Vertrauen bei den Verbrauchern zu gewinnen:
Seit der Abschaffung des Internet-Pauschalangebots gilt bei Mobilcom ein Internet-Minutenpreis von ganztags 6 Pfennig (inklusive Telefongebühren). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Kosten werden über die Rechnung der Deutschen Telekom beglichen.
Dieser Tarif lässt sich ohne Probleme mit dem Amiga nutzen, da sich die zur Konfiguration von MiamiInit benötigten Daten allesamt auf der Homepage von Mobilcom (http://www.mobilcom.de) abrufen lassen. Tests mit einem 33600bps- Modem ergaben in den letzten Tagen kaum zu übertreffende Datenübertragungsraten, allerdings scheint es hierbei regionale Abweichungen zu geben. Eine mögliche Ursache könnte die unterschiedliche Auslastung/Qualität der Einwahlknoten sein.
Zwar will auch T-Online ab April 6 Pfennig pro Minute von seinen Kunden verlangen, hier jedoch hat man dann immer noch eine Grundgebühr von 8 Mark zu entrichten, von der Notwendigkeit, sich anzumelden, ganz zu schweigen. Bemerkenswert ist, dass Mobilcoms Internettarif montags bis freitags zwischen 9 und 18 Uhr sogar günstiger ist als der Ortsgesprächstarif der Deutschen Telekom!
Aber Mobilcom geht noch weiter:
Seit dem 25. Februar gelten die bislang angemeldeten Kunden vorbehaltenen günstigen Ferngesprächstarife auch für Call-by-Call-Verbindungen ohne Anmeldung. Über die Netzvorwahl 01019 kostet dann eine Minute innerhalb Deutschlands zwischen 7 und 19 Uhr 16 Pfennig, zwischen 19 und 22 Uhr 8 Pfennig und zwischen 22 und 7 Uhr sage und schreibe 4(!) Pfennig. Damit muss im günstigsten Fall für eine Ferngesprächsminute nur noch 1 Pfennig mehr bezahlt werden als ab April bei einem Ortsgespräch über die Deutsche Telekom! Achtung: Die Freiminute zwischen 19 und 24 Uhr wurde ersatzlos gestrichen.
Auch der Tarif vom Festnetz in ein Mobilfunknetz wurde geändert: Ab sofort gilt rund um die Uhr an allen Tagen ein Minutenbetrag von 49 Pfennig.
Wichtige Neuigkeiten gibt es jedoch nicht nur vom Schlagzeilenkönig Mobilcom:
Unter der Rufnummer 01051/031 erfährt man übrigens, ob man bereits über 01051 telefonieren kann.
Durch die Änderungen bei Mobilkcom ist die Tariftabelle wieder komplizierter geworden:
Günstigster Call-by-Call-Anbieter (ohne Anmeldung, Mindestumsatz, etc.):
Wann: | Wohin: | Festnetz -> Festnetz | Festnetz -> Mobilfunknetz | |
werktags 9-18 Uhr | Viatel (01079), 16 Pfg.¹ | Mobilcom (01019), 49 Pfg. | ||
sa/so/feiert. 9-18 Uhr | TelDaFax (01030), 9 Pfg. | Viatel (01079), 36 Pfg.³ | ||
täglich 18-19 Uhr | TelDaFax (01030), 9 Pfg. | Viatel (01079), 36 Pfg. | ||
täglich 19-22 Uhr | Mobilcom (01019), 8 Pfg.² | Viatel (01079), 36 Pfg. | ||
täglich 22-7 Uhr | Mobilcom (01019), 4 Pfg. | Viatel (01079), 36 Pfg. | ||
täglich 7-9 Uhr | TelDaFax (01030), 9 Pfg. | Viatel (01079), 36 Pfg. | ||
¹: | Bei Verbindungen von bis zu etwa 1 Minute Dauer ist TelDaFax (01030) mit |
17 Pfg. günstiger (s.u., Gebührenberechnung). | |
²: | Bei Verbindungen von bis zu etwa 7 Minuten Dauer kann TelDaFax (01030) |
mit 9 Pfg. günstiger sein (s.u., Gebührenberechnung). | |
³: | An Feiertagen, die nicht aufs Wochenende fallen, ist TelDaFax (01030) |
mit 48 Pfg. günstiger (s.u., Gebührenberechnung). | |
Die Tabelle sollte im Wesentlichen selbsterklärend sein, trotzdem einige Anmerkungen:
Auf http://www.muc.de/~hm/telefon-tarife/tarifzonen.html könnt ihr übrigens eure Ortsnetzabgrenzung in Erfahrung bringen. Denn sonst könnte es mal passieren, dass ihr "fälschlicherweise" einen der alternativen Anbieter benutzt, obwohl die Verbindung noch zum Ortstarif der Telekom
Die Anbieter verfahren bei der Gebührenberechnung teilweise unterschiedlich:
Für weitere Informationen zu diesem Thema siehe AMIGA aktuell 8/98.